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Die Eventphase bedeutet für die Unterstützungskräfte (Polizei, Feuerwehr, Sanitätsdienst und städtische Behörden bzw. Ämter) eine besondere kommunikative Herausforderung, weil sie sich nicht nur untereinander sondern ggf. auch mit Dienstleistern und Publikum austauschen. Im Folgenden sollen entsprechend der Unterstützungskräfte exemplarisch zu berücksichtigende Kommunikationsanforderungen und Handlungsempfehlungen gegeben werden.
Die Eventphase bedeutet für die Unterstützungskräfte (Polizei, Feuerwehr, Sanitätsdienst und städtische Behörden bzw. Ämter) eine besondere kommunikative Herausforderung, weil sie sich nicht nur untereinander sondern ggf. auch mit Dienstleistern und Publikum austauschen. M.a.W. sind hiermit Aspekte der inter- und überorganisationalen sowie externen Kommunikation angesprochen, auf die darüber hinaus sowohl spatiale als auch temporale Faktoren Einfluss auf haben können. Weiterhin wirken die raum-zeitlichen Faktoren auch auf die verwendeten Kommunikationsformen und -inhalte und die damit verfolgten Ziele bzw. Effekte bei der Ansprache der entsprechenden Zielgruppen. Im Folgenden sollen entsprechend der Unterstützungskräfte exemplarisch zu berücksichtigende Kommunikationsanforderungen und Handlungsempfehlungen gegeben werden.


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!wer !!was !!mit wem !! wie
!wer !!was !!mit wem !!wie !!mit welchem Effekt
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|| Mitglieder des Krisenstabs, Einsatzstäbe/-leitungen (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst), Operative Kräfte, Verbindungsbeamte, Veranstalter, Stage-Manager, Taktische Kommunikationsbeamte  
|| Mitglieder des Krisenstabs, Einsatzstäbe/-leitungen (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst), operative Kräfte, Verbindungsbeamte, Veranstalter, Stage-Manager, Taktische Kommunikationsbeamte  
|| Gemeinsame Lagebilderstellung, Verifizierung von Informationen, Beurteilung der Lage, Entschlussfassung, Maßnahmenumsetzung, Verhaltenshinweise,  Informationsweitergabe (z.B. Grund für eine Räumung)  
|| Gemeinsame Lagebilderstellung, Verifizierung von Informationen, Beurteilung der Lage, Entschlussfassung, Maßnahmenumsetzung, Verhaltenshinweise,  Informationsweitergabe (z.B. Grund für eine Räumung)  
|| Nachgeordnete Kräfte, Veranstalter (Sicherheits- & Ordnungsdienst), Besucher  
|| Nachgeordnete Kräfte, Veranstalter (Sicherheits- & Ordnungsdienst), Besucher  
|| Szenarien/Maßnahmen des Sicherheitskonzepts, Umsetzung der  Gefahrenabwehrpläne der zuständigen Behörden, Lautsprecher, Lautsprecherkraftwagen, Kommunikationsbeamte, Anti-Konflikt Teams, Beschilderungen, Web 2.0 (Facebook, Twitter, Veranstaltungs-App), Video-Walls, Megafone, Rundfunkdurchsagen, Notfalltelefon, Stage-Manager für Bühnen-Durchsagen
|| Szenarien/Maßnahmen des Sicherheitskonzepts, Umsetzung der  Gefahrenabwehrpläne der zuständigen Behörden, Lautsprecher, Lautsprecherkraftwagen, Megafone, Stage-Manager für Bühnen-Durchsagen, Kommunikationsbeamte, Anti-Konflikt Teams, Beschilderungen, Video-Walls,  Notfalltelefon, Web 2.0 (Facebook, Twitter, Veranstaltungs-App), Rundfunkdurchsagen,  
|| Sicherstellung eines sicheren Veranstaltungsablaufs, Informationen für Teilnehmer bereitstellen, Absprachen mit anderen Akteuren treffen
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=== Polizei/Bundespolizei ===
===<span style="color:#000000">Polizei/Bundespolizei</span>===
Die Eventphase bedeutet für die Unterstützungskräfte (Polizei, Feuerwehr, Sanitätsdienst und städtische Behörden bzw. Ämter) eine besondere kommunikative Herausforderung, weil sie sich nicht nur untereinander sondern ggf. auch mit Dienstleistern und Publikum austauschen. Im Folgenden sollen entsprechend der Unterstützungskräfte exemplarisch zu berücksichtigende Kommunikationsanforderungen und Handlungsempfehlungen gegeben werden.
Als zentrale Aufgabe der Polizei bzw. Bundespolizei ist das Aufrechterhalten der öffentlichen Ordnung anzusehen. Die dafür notwendige Kommunikation unterteilt sich in interne und externe Kommunikation. Als Adressaten bzw. Zielgruppen der externen Kommunikation sind je nach Polizeieinheit z.B. Kollegen der anderen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) zu berücksichtigen aber auch der Veranstalter, die Veranstaltungsbesucher, Verkehrsteilnehmer, Anwohner sowie ggf. Straftäter und Betroffene bzw. Opfer. Auch die Medien (Lokalpresse und überregionale Medien) sind in regelmäßigen Abständen von der Polizei mit Informationen über die Lage zu informieren (z.B. zur Verkehrs- oder Anreisesituation rund um das Veranstaltungsgelände, über spezifische Maßnahmen oder Kontrollen, Zahl der Festnahmen etc.). Im einzelnen lassen sich die Aufgaben der Polizei in die folgenden wesentlichen Prozesse unterscheiden:
Als zentrale Aufgabe der Polizei bzw. Bundespolizei ist das Aufrechterhalten der öffentlichen Ordnung anzusehen. Die dafür notwendige Kommunikation unterteilt sich in interne und externe Kommunikation. Als Adressaten bzw. Zielgruppen der externen Kommunikation sind je nach Polizeieinheit z.B. Kollegen der anderen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) zu berücksichtigen aber auch der Veranstalter, die Veranstaltungsbesucher, Verkehrsteilnehmer, Anwohner sowie ggf. Straftäter und Betroffene bzw. Opfer. Auch die Medien (Lokalpresse und überregionale Medien) sind in regelmäßigen Abständen von der Polizei mit Informationen über die Lage zu informieren (z.B. zur Verkehrs- oder Anreisesituation rund um das Veranstaltungsgelände, über spezifische Maßnahmen oder Kontrollen, Zahl der Festnahmen etc.). Im einzelnen lassen sich die Aufgaben der Polizei in die folgenden wesentlichen Prozesse unterscheiden:


==== Präsenz zeigen ====
====<span style="color:#363636">Präsenz zeigen</span>====
- Anwesenheit der Polizei vor bzw. um ein Veranstaltungsgelände dient der Vermittlung eines individuellen Sicherheitsgefühls<ref name="Sicherheitsgefühl">vgl. z.B.: Reuband, K.-H.: Steigert Polizeipräsenz das Sicherheitsgefühl? Eine vergleichende Studie in west- und ostdeutschen Städten, in: H. Schöch und J.-M. Jehle, Hrsg., Angewandte Kriminologie zwischen Freiheit und Sicherheit. Mönchengladbach: Forum Verlag Godesberg 2004, S. 255-272.; Schewe, C. S.: Subjektives Sicherheitsgefühl, in: Lange, H.-J., Hrsg., Wörterbuch zur inneren Sicherheit. Wiesbaden: VS Verlag 2006, S. 322-325.</ref> für Besucher, Anwohner und Passanten<br>  
- Anwesenheit der Polizei vor bzw. um ein Veranstaltungsgelände dient der Vermittlung eines individuellen Sicherheitsgefühls<ref name="Sicherheitsgefühl">vgl. z.B.: Reuband, K.-H.: Steigert Polizeipräsenz das Sicherheitsgefühl? Eine vergleichende Studie in west- und ostdeutschen Städten, in: H. Schöch und J.-M. Jehle, Hrsg., Angewandte Kriminologie zwischen Freiheit und Sicherheit. Mönchengladbach: Forum Verlag Godesberg 2004, S. 255-272.; Schewe, C. S.: Subjektives Sicherheitsgefühl, in: Lange, H.-J., Hrsg., Wörterbuch zur inneren Sicherheit. Wiesbaden: VS Verlag 2006, S. 322-325.</ref> für Besucher, Anwohner und Passanten<br>  
- Präsenz ergibt sich durch Anwesenheit uniformierter Polizisten oder gezielte Regulierungs- und Überprüfungsmaßnahmen sowie Streifengängen<br>
- Präsenz ergibt sich durch Anwesenheit uniformierter Polizisten oder gezielte Regulierungs- und Überprüfungsmaßnahmen sowie Streifengängen<br>
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- Tonalität der Kommunikation sollte freundlich, einfach und leicht verständlich sein
- Tonalität der Kommunikation sollte freundlich, einfach und leicht verständlich sein


==== Verkehr regulieren ====
====<span style="color:#363636">Verkehr regulieren</span>====
- Neben der Verkehrsregulation mittels Handzeichen sind auch unterschiedliche verbalen Kommunikationsstrategien anzuwenden<ref> Vgl. z.B.: Leitfaden 371 zur Eigensicherung im Polizeidienst, Ausgabe 03/2001</ref><br>
- Neben der Verkehrsregulation mittels Handzeichen sind auch unterschiedliche verbalen Kommunikationsstrategien anzuwenden<ref> Vgl. z.B.: Leitfaden 371 zur Eigensicherung im Polizeidienst, Ausgabe 03/2001</ref><br>
- Die Ansprache von Einzelpersonen bei einer (Routine-)Überprüfung kann von sehr bestimmt bis freundlich hinweisend variieren<br>
- Die Ansprache von Einzelpersonen bei einer (Routine-)Überprüfung kann von sehr bestimmt bis freundlich hinweisend variieren<br>
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- Zu gewährleisten sind kompetente Informationsleistung zu temporären Straßensperrungen oder Einbahnstraßenregelungen für Veranstaltungsbesucher und Passanten rund um das Veranstaltungsgelände
- Zu gewährleisten sind kompetente Informationsleistung zu temporären Straßensperrungen oder Einbahnstraßenregelungen für Veranstaltungsbesucher und Passanten rund um das Veranstaltungsgelände


==== Kontrollieren ====
====<span style="color:#363636">Kontrollieren</span>====
- Bei Überprüfungen nach Drogen oder Waffen sowie bei Verkehrskontrollen sollte die Kommunikation jeweils deeskalierend und erklärend sein <br>
- Bei Überprüfungen nach Drogen oder Waffen sowie bei Verkehrskontrollen sollte die Kommunikation jeweils deeskalierend und erklärend sein <br>
- Maßnahmen müssen für Besucher nachvollziehbar und einleuchtend sein <br>
- Maßnahmen müssen für Besucher nachvollziehbar und einleuchtend sein <br>
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- Für Rückfragen sollten die Beamten immer zur Verfügung stehen und diese möglichst ruhig beantworten
- Für Rückfragen sollten die Beamten immer zur Verfügung stehen und diese möglichst ruhig beantworten


==== Taktisch kommunizieren ====
====<span style="color:#363636">Taktisch kommunizieren</span>====
- es empfiehlt sich die möglichst frühzeitigen Einbindung von eventuell problematischen Veranstaltungsbesuchern oder Besuchergruppen <br>
- es empfiehlt sich die möglichst frühzeitigen Einbindung von eventuell problematischen Veranstaltungsbesuchern oder Besuchergruppen <br>
- Dabei können Verhaltens- und Sprachweisen verabredet werden und für den Fall von Zuwiderhandlungen Konsequenzen bzw. Sanktionsmaßnahmen verabredet werden<br>
- Dabei können Verhaltens- und Sprachweisen verabredet werden und für den Fall von Zuwiderhandlungen Konsequenzen bzw. Sanktionsmaßnahmen verabredet werden<br>
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- Aufforderungen müssen mit realisierbaren Konsequenzen verknüpft sein <br>
- Aufforderungen müssen mit realisierbaren Konsequenzen verknüpft sein <br>


==== Zugreifen ====
====<span style="color:#363636">Zugreifen</span>====
- Bestenfalls sollten Tätern Konsequenzen ihres Handelns vor dem Zugriff verdeutlicht werden <br>
- Bestenfalls sollten Tätern Konsequenzen ihres Handelns vor dem Zugriff verdeutlicht werden <br>
- In der Zugriffssituation kann es zu Kommunikation mit Befehlscharakter kommen, ggf. ist auch die Anforderung von Unterstützung (z.B. mittels Funk) denkbar <br>
- In der Zugriffssituation kann es zu Kommunikation mit Befehlscharakter kommen, ggf. ist auch die Anforderung von Unterstützung (z.B. mittels Funk) denkbar <br>
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- Die Verhaftung von Minderjährigen kann Folgekommunikation mit Erziehungsberechtigten nach sich ziehen  
- Die Verhaftung von Minderjährigen kann Folgekommunikation mit Erziehungsberechtigten nach sich ziehen  


==== Bereithalten ====
====<span style="color:#363636">Bereithalten</span>====
- In Rückzugsräumen gibt es Besprechungen über die aktuelle und noch zu erwartende Lage sowie intra- und interorganisationale Pausengespräche <br>
- In Rückzugsräumen gibt es Besprechungen über die aktuelle und noch zu erwartende Lage sowie intra- und interorganisationale Pausengespräche <br>
- sowie Abstimmungen gemeinsamer Handlungsweisen und Erfahrungs- oder Informationsaustausche <br>
- sowie Abstimmungen gemeinsamer Handlungsweisen und Erfahrungs- oder Informationsaustausche <br>


==== Lage konstruieren ====
====<span style="color:#363636">Lage konstruieren</span>====
- Lagekonstruktion sollte idealer Weise interorganisational erfolgen<ref name="Lagekonstruktion">vgl. Knigge, I; Künzer, L.; Hofinger, G.: Gemeinsame Lagebilder und interorganisationale Kommunikation von Stäben in Großschadenslagen, in: Jenk, M.; Ellebrecht, N.; Kaufmann, S. Hrsg., Organisationen und Experten des Notfalls. Zum Wandel von Technik und Kultur bei Feuerwehren und Rettungsdiensten. Berlin: Lit Verlag 2014, S. 85-106.</ref><br>
- Lagekonstruktion sollte idealer Weise interorganisational erfolgen<ref name="Lagekonstruktion">vgl. Knigge, I; Künzer, L.; Hofinger, G.: Gemeinsame Lagebilder und interorganisationale Kommunikation von Stäben in Großschadenslagen, in: Jenk, M.; Ellebrecht, N.; Kaufmann, S. Hrsg., Organisationen und Experten des Notfalls. Zum Wandel von Technik und Kultur bei Feuerwehren und Rettungsdiensten. Berlin: Lit Verlag 2014, S. 85-106.</ref><br>
- Zur gemeinsamen Lagekonstruktion tragen auch interorganisationale Kontrollgänge über das Veranstaltungsgelände bei <br>
- Zur gemeinsamen Lagekonstruktion tragen auch interorganisationale Kontrollgänge über das Veranstaltungsgelände bei <br>
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- In Datenbanken können Kontaktdaten zu Experten oder erweiterte Informationen für die Akteure hinterlegt sein<ref name="Wissensmanagement">vgl. Argyris, C.: Wissen in Aktion. Eine Fallstudie zur lernenden Organisation. Stuttgart: Klett-Cotta 1997; Nonaka, I.; Takeuchi, H.: Die Organisations des Wissens. Wie japanische Unternehmen eine brachliegende Ressource nutzbar machen. Frankfurt a. M. 2012</ref>
- In Datenbanken können Kontaktdaten zu Experten oder erweiterte Informationen für die Akteure hinterlegt sein<ref name="Wissensmanagement">vgl. Argyris, C.: Wissen in Aktion. Eine Fallstudie zur lernenden Organisation. Stuttgart: Klett-Cotta 1997; Nonaka, I.; Takeuchi, H.: Die Organisations des Wissens. Wie japanische Unternehmen eine brachliegende Ressource nutzbar machen. Frankfurt a. M. 2012</ref>


==== Interorganisational kooperieren ====
====<span style="color:#363636">Interorganisational kooperieren</span>====
- Interorganisationale Kooperation<ref name="interkoop">vgl. Lasogga, F.; Ameln F. v.: Kooperation bei Großschadensereignissen. in: Gruppendynamik und Organisationsberatung, Juni 2010, Volume 10, Issue 2, S. 157-176</ref> erfolgt z.B. durch Polizei, Feuerwehr, Sanitätern und Ämtern bei gemeinsamen Patrouillen <br>
- Interorganisationale Kooperation<ref name="interkoop">vgl. Lasogga, F.; Ameln F. v.: Kooperation bei Großschadensereignissen. in: Gruppendynamik und Organisationsberatung, Juni 2010, Volume 10, Issue 2, S. 157-176</ref> erfolgt z.B. durch Polizei, Feuerwehr, Sanitätern und Ämtern bei gemeinsamen Patrouillen <br>
- Können sich auch auf zuvor getroffene sprachliche bzw. terminologische Verabredungen beziehen <br>
- Können sich auch auf zuvor getroffene sprachliche bzw. terminologische Verabredungen beziehen <br>
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=== Feuerwehr ===
===Feuerwehr===
Hauptaufgaben der Feuerwehr liegen im Kontrollieren von Brandschutzauflagen und Hilfsbelangen sowie im Bergen, Retten und Schützen im Krisen- oder Katastrophenfall. Daher sind bei der Feuerwehr vergleichbar zur Polizei die Adressaten der Kommunikation die eigenen Kollegen (interne Kommunikation) sowie die Veranstaltungsbesucher, der Veranstalter, die anderen BOS sowie Dienstleister und ggf. Medien (externe Kommunikation). Im Zuge dieser Aufgaben, die sich anhand von bestimmbaren Prozessen darstellen lassen, ergeben sich unterschiedliche kommunikative Herausforderungen.  
Hauptaufgaben der Feuerwehr liegen im Kontrollieren von Brandschutzauflagen und Hilfsbelangen sowie im Bergen, Retten und Schützen im Krisen- oder Katastrophenfall. Daher sind bei der Feuerwehr vergleichbar zur Polizei die Adressaten der Kommunikation die eigenen Kollegen (interne Kommunikation) sowie die Veranstaltungsbesucher, der Veranstalter, die anderen BOS sowie Dienstleister und ggf. Medien (externe Kommunikation). Im Zuge dieser Aufgaben, die sich anhand von bestimmbaren Prozessen darstellen lassen, ergeben sich unterschiedliche kommunikative Herausforderungen.  


==== Bereithalten ====
====<span style="color:#363636">Bereithalten</span>====
- Besprechungen über die aktuelle und noch zu erwartende Lagen <br>
- Besprechungen über die aktuelle und noch zu erwartende Lagen <br>
- intra- und interorganisationale Gespräche und Kontaktpflege <br>
- intra- und interorganisationale Gespräche und Kontaktpflege <br>
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- Gespräche zum Erfahrungsaustausch <ref name="Wissensmanagement"></ref><br>
- Gespräche zum Erfahrungsaustausch <ref name="Wissensmanagement"></ref><br>


==== Überwachen ====
====<span style="color:#363636">Überwachen</span>====
- überprüfen der Einhaltung der Brandschutzbestimmungen<br>
- überprüfen der Einhaltung der Brandschutzbestimmungen<br>
- bei Missständen werden entsprechende Akteure freundlich aber bestimmt auf diese hingewiesen und eine Veränderung gefordert <br>
- bei Missständen werden entsprechende Akteure freundlich aber bestimmt auf diese hingewiesen und eine Veränderung gefordert <br>
- sollten die Akteure den Anweisungen keine Folge leisten sind ihnen die Konsequenzen zu verdeutlichen  
- sollten die Akteure den Anweisungen keine Folge leisten sind ihnen die Konsequenzen zu verdeutlichen  


==== Taktisch kommunizieren ====
====<span style="color:#363636">Taktisch kommunizieren</span>====
- Kommunikation mit Betroffenen im Falle von Einzelereignissen/Störungen <br>
- Kommunikation mit Betroffenen im Falle von Einzelereignissen/Störungen <br>
- beruhigende, deeskalierende, tröstende aber auch aufklärende und helfende Kommunikation nötig <br>
- beruhigende, deeskalierende, tröstende aber auch aufklärende und helfende Kommunikation nötig <br>
- Nutzung einschlägiger Medien für präventive Hinweise für korrektes Verhalten zur Stärkung der Selbstkompetenz und zur Information über mögliche Sanktionsmaßnahmen <br>
- Nutzung einschlägiger Medien für präventive Hinweise für korrektes Verhalten zur Stärkung der Selbstkompetenz und zur Information über mögliche Sanktionsmaßnahmen <br>


==== Interorganisational kooperieren ====
====<span style="color:#363636">Interorganisational kooperieren</span>====
- Funkkommunikation mit der Leitstelle über Einsätze/Lage/Anforderung von Unterstützung<br>
- Funkkommunikation mit der Leitstelle über Einsätze/Lage/Anforderung von Unterstützung<br>
- Betrifft sprachliche bzw. terminologische Verabredungen <br>
- Betrifft sprachliche bzw. terminologische Verabredungen <br>
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- Vertiefung persönlicher Beziehungen und Vernetzung
- Vertiefung persönlicher Beziehungen und Vernetzung


==== Lage konstruieren ====
====<span style="color:#363636">Lage konstruieren</span>====
- Kommunikation z.B. im Zuge gemeinsam vollzogener Patrouillen für die Lagekonstruktion und -bewertung<br>
- Kommunikation z.B. im Zuge gemeinsam vollzogener Patrouillen für die Lagekonstruktion und -bewertung<br>
- Gemeinsame Leitstellensoftware, für die Beobachtung von Risiken (Wetter, Stimmung und Verhaltensweisen von Besuchern, spezielle Programmpunkte etc.)<br>
- Gemeinsame Leitstellensoftware, für die Beobachtung von Risiken (Wetter, Stimmung und Verhaltensweisen von Besuchern, spezielle Programmpunkte etc.)<br>
- Abstimmen und Koordinieren gemeinsamer Handlungs- und Vorgehensweisen
- Abstimmen und Koordinieren gemeinsamer Handlungs- und Vorgehensweisen


=== Behörden bzw. Ämter ===
===<span style="color:#363636">Behörden bzw. Ämter</span>===
- Vorbesprechungen im Zuge der Planung einer Großveranstaltung<br>
- Vorbesprechungen im Zuge der Planung einer Großveranstaltung<br>
- Überprüfung der Einhaltung der Vorgaben im Sicherheitskonzept und am Veranstaltungsort<br>
- Überprüfung der Einhaltung der Vorgaben im Sicherheitskonzept und am Veranstaltungsort<br>

Version vom 7. Juli 2014, 10:28 Uhr

Die Eventphase bedeutet für die Unterstützungskräfte (Polizei, Feuerwehr, Sanitätsdienst und städtische Behörden bzw. Ämter) eine besondere kommunikative Herausforderung, weil sie sich nicht nur untereinander sondern ggf. auch mit Dienstleistern und Publikum austauschen. M.a.W. sind hiermit Aspekte der inter- und überorganisationalen sowie externen Kommunikation angesprochen, auf die darüber hinaus sowohl spatiale als auch temporale Faktoren Einfluss auf haben können. Weiterhin wirken die raum-zeitlichen Faktoren auch auf die verwendeten Kommunikationsformen und -inhalte und die damit verfolgten Ziele bzw. Effekte bei der Ansprache der entsprechenden Zielgruppen. Im Folgenden sollen entsprechend der Unterstützungskräfte exemplarisch zu berücksichtigende Kommunikationsanforderungen und Handlungsempfehlungen gegeben werden.

wer was mit wem wie mit welchem Effekt
Mitglieder des Krisenstabs, Einsatzstäbe/-leitungen (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst), operative Kräfte, Verbindungsbeamte, Veranstalter, Stage-Manager, Taktische Kommunikationsbeamte Gemeinsame Lagebilderstellung, Verifizierung von Informationen, Beurteilung der Lage, Entschlussfassung, Maßnahmenumsetzung, Verhaltenshinweise, Informationsweitergabe (z.B. Grund für eine Räumung) Nachgeordnete Kräfte, Veranstalter (Sicherheits- & Ordnungsdienst), Besucher Szenarien/Maßnahmen des Sicherheitskonzepts, Umsetzung der Gefahrenabwehrpläne der zuständigen Behörden, Lautsprecher, Lautsprecherkraftwagen, Megafone, Stage-Manager für Bühnen-Durchsagen, Kommunikationsbeamte, Anti-Konflikt Teams, Beschilderungen, Video-Walls, Notfalltelefon, Web 2.0 (Facebook, Twitter, Veranstaltungs-App), Rundfunkdurchsagen, Sicherstellung eines sicheren Veranstaltungsablaufs, Informationen für Teilnehmer bereitstellen, Absprachen mit anderen Akteuren treffen


Polizei/Bundespolizei

Als zentrale Aufgabe der Polizei bzw. Bundespolizei ist das Aufrechterhalten der öffentlichen Ordnung anzusehen. Die dafür notwendige Kommunikation unterteilt sich in interne und externe Kommunikation. Als Adressaten bzw. Zielgruppen der externen Kommunikation sind je nach Polizeieinheit z.B. Kollegen der anderen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) zu berücksichtigen aber auch der Veranstalter, die Veranstaltungsbesucher, Verkehrsteilnehmer, Anwohner sowie ggf. Straftäter und Betroffene bzw. Opfer. Auch die Medien (Lokalpresse und überregionale Medien) sind in regelmäßigen Abständen von der Polizei mit Informationen über die Lage zu informieren (z.B. zur Verkehrs- oder Anreisesituation rund um das Veranstaltungsgelände, über spezifische Maßnahmen oder Kontrollen, Zahl der Festnahmen etc.). Im einzelnen lassen sich die Aufgaben der Polizei in die folgenden wesentlichen Prozesse unterscheiden:

Präsenz zeigen

- Anwesenheit der Polizei vor bzw. um ein Veranstaltungsgelände dient der Vermittlung eines individuellen Sicherheitsgefühls[1] für Besucher, Anwohner und Passanten
- Präsenz ergibt sich durch Anwesenheit uniformierter Polizisten oder gezielte Regulierungs- und Überprüfungsmaßnahmen sowie Streifengängen
- Polizeibeamte sollten auch den Besuchern und Passanten für Fragen und Auskünfte zur Verfügung stehen
- Liegen keine Informationen vor, sollten diese z.B. per Funk eingeholt werden oder die Fragenden an entsprechende Auskunftsstellen verwiesen werden
- Weiterführende Sicherheitsinformationen können auch in Kooperation mit dem Veranstalter die Videoleinwände oder vorhandenen Lautsprecheranlagen genutzt werden
- Tonalität der Kommunikation sollte freundlich, einfach und leicht verständlich sein

Verkehr regulieren

- Neben der Verkehrsregulation mittels Handzeichen sind auch unterschiedliche verbalen Kommunikationsstrategien anzuwenden[2]
- Die Ansprache von Einzelpersonen bei einer (Routine-)Überprüfung kann von sehr bestimmt bis freundlich hinweisend variieren
- Bei der Vergabe von Verwarn- oder Bußgeldern oder der Verhängung von Verboten oder Strafen wird ggf. eine beruhigende bzw. deeskalierende Ansprache notwendig
- Die Kommunikation sollte aber immer einfach, klar und verständlich sein
- Zu gewährleisten sind kompetente Informationsleistung zu temporären Straßensperrungen oder Einbahnstraßenregelungen für Veranstaltungsbesucher und Passanten rund um das Veranstaltungsgelände

Kontrollieren

- Bei Überprüfungen nach Drogen oder Waffen sowie bei Verkehrskontrollen sollte die Kommunikation jeweils deeskalierend und erklärend sein
- Maßnahmen müssen für Besucher nachvollziehbar und einleuchtend sein
- Konfiszierungen oder andere Maßnahmen müssen klar und verständlich kommuniziert werden
- Für Rückfragen sollten die Beamten immer zur Verfügung stehen und diese möglichst ruhig beantworten

Taktisch kommunizieren

- es empfiehlt sich die möglichst frühzeitigen Einbindung von eventuell problematischen Veranstaltungsbesuchern oder Besuchergruppen
- Dabei können Verhaltens- und Sprachweisen verabredet werden und für den Fall von Zuwiderhandlungen Konsequenzen bzw. Sanktionsmaßnahmen verabredet werden
- Es sind also Kenntnisse über die Fanstruktur und typische bzw. einschlägige Terminologien notwendig
- Taktische Kommunikation muss informierend, aufklärend und gezielt erfolgen
- Aufforderungen müssen mit realisierbaren Konsequenzen verknüpft sein

Zugreifen

- Bestenfalls sollten Tätern Konsequenzen ihres Handelns vor dem Zugriff verdeutlicht werden
- In der Zugriffssituation kann es zu Kommunikation mit Befehlscharakter kommen, ggf. ist auch die Anforderung von Unterstützung (z.B. mittels Funk) denkbar
- Kommunikation in einer Zugriffssituation erfolgt unter Stress in einem sehr engen Zeitfenster
- Die Verhaftung von Minderjährigen kann Folgekommunikation mit Erziehungsberechtigten nach sich ziehen

Bereithalten

- In Rückzugsräumen gibt es Besprechungen über die aktuelle und noch zu erwartende Lage sowie intra- und interorganisationale Pausengespräche
- sowie Abstimmungen gemeinsamer Handlungsweisen und Erfahrungs- oder Informationsaustausche

Lage konstruieren

- Lagekonstruktion sollte idealer Weise interorganisational erfolgen[3]
- Zur gemeinsamen Lagekonstruktion tragen auch interorganisationale Kontrollgänge über das Veranstaltungsgelände bei
- Neben analogen Werkzeugen (Tafeln, Lageplänen, Papier etc.) können softwaregestützte (Web-)Lösungen[4] für die Lagekonstruktion genutzt werden. Diese erlauben eine Einsehbarkeit der Informationen (Ressource, Wetter, Personalpositionen, Besucherzahlen etc.) für alle Akteure
- In Datenbanken können Kontaktdaten zu Experten oder erweiterte Informationen für die Akteure hinterlegt sein[5]

Interorganisational kooperieren

- Interorganisationale Kooperation[6] erfolgt z.B. durch Polizei, Feuerwehr, Sanitätern und Ämtern bei gemeinsamen Patrouillen
- Können sich auch auf zuvor getroffene sprachliche bzw. terminologische Verabredungen beziehen
- in regelmäßigen gemeinsamen Lagebesprechungen
- bei der kontinuierlich zu vollziehenden Lagekonstruktion
- das weitere gemeinsame Vorgehen und Handeln sollte abgestimmt werden
- persönliche Beziehungen und Bekanntschaften sollten wenn möglich weiter vertieft und vernetzt werden


Feuerwehr

Hauptaufgaben der Feuerwehr liegen im Kontrollieren von Brandschutzauflagen und Hilfsbelangen sowie im Bergen, Retten und Schützen im Krisen- oder Katastrophenfall. Daher sind bei der Feuerwehr vergleichbar zur Polizei die Adressaten der Kommunikation die eigenen Kollegen (interne Kommunikation) sowie die Veranstaltungsbesucher, der Veranstalter, die anderen BOS sowie Dienstleister und ggf. Medien (externe Kommunikation). Im Zuge dieser Aufgaben, die sich anhand von bestimmbaren Prozessen darstellen lassen, ergeben sich unterschiedliche kommunikative Herausforderungen.

Bereithalten

- Besprechungen über die aktuelle und noch zu erwartende Lagen
- intra- und interorganisationale Gespräche und Kontaktpflege
- Abstimmungen über gemeinsame Handlungsweisen
- Gespräche zum Erfahrungsaustausch [5]

Überwachen

- überprüfen der Einhaltung der Brandschutzbestimmungen
- bei Missständen werden entsprechende Akteure freundlich aber bestimmt auf diese hingewiesen und eine Veränderung gefordert
- sollten die Akteure den Anweisungen keine Folge leisten sind ihnen die Konsequenzen zu verdeutlichen

Taktisch kommunizieren

- Kommunikation mit Betroffenen im Falle von Einzelereignissen/Störungen
- beruhigende, deeskalierende, tröstende aber auch aufklärende und helfende Kommunikation nötig
- Nutzung einschlägiger Medien für präventive Hinweise für korrektes Verhalten zur Stärkung der Selbstkompetenz und zur Information über mögliche Sanktionsmaßnahmen

Interorganisational kooperieren

- Funkkommunikation mit der Leitstelle über Einsätze/Lage/Anforderung von Unterstützung
- Betrifft sprachliche bzw. terminologische Verabredungen
- regelmäßige gemeinsame Lagebesprechungen und kontinuierliche Lagekonstruktion
- Abstimmung über das weitere gemeinsame Vorgehen und Handeln
- Vertiefung persönlicher Beziehungen und Vernetzung

Lage konstruieren

- Kommunikation z.B. im Zuge gemeinsam vollzogener Patrouillen für die Lagekonstruktion und -bewertung
- Gemeinsame Leitstellensoftware, für die Beobachtung von Risiken (Wetter, Stimmung und Verhaltensweisen von Besuchern, spezielle Programmpunkte etc.)
- Abstimmen und Koordinieren gemeinsamer Handlungs- und Vorgehensweisen

Behörden bzw. Ämter

- Vorbesprechungen im Zuge der Planung einer Großveranstaltung
- Überprüfung der Einhaltung der Vorgaben im Sicherheitskonzept und am Veranstaltungsort
- auf Missstände hinweisen und Korrekturen anordnen bzw. bei Nichtbefolgung Konsequenzen aufzuzeigen
- Abstimmen zukünftiger Handlungen mit den anderen Unterstützungskräften

Einzelnachweise

  1. vgl. z.B.: Reuband, K.-H.: Steigert Polizeipräsenz das Sicherheitsgefühl? Eine vergleichende Studie in west- und ostdeutschen Städten, in: H. Schöch und J.-M. Jehle, Hrsg., Angewandte Kriminologie zwischen Freiheit und Sicherheit. Mönchengladbach: Forum Verlag Godesberg 2004, S. 255-272.; Schewe, C. S.: Subjektives Sicherheitsgefühl, in: Lange, H.-J., Hrsg., Wörterbuch zur inneren Sicherheit. Wiesbaden: VS Verlag 2006, S. 322-325.
  2. Vgl. z.B.: Leitfaden 371 zur Eigensicherung im Polizeidienst, Ausgabe 03/2001
  3. vgl. Knigge, I; Künzer, L.; Hofinger, G.: Gemeinsame Lagebilder und interorganisationale Kommunikation von Stäben in Großschadenslagen, in: Jenk, M.; Ellebrecht, N.; Kaufmann, S. Hrsg., Organisationen und Experten des Notfalls. Zum Wandel von Technik und Kultur bei Feuerwehren und Rettungsdiensten. Berlin: Lit Verlag 2014, S. 85-106.
  4. vgl. http://www.uni-siegen.de/fb5/wirtschaftsinformatik/paper/2013/crisisprevention2013_sicherheitsarena.pdf
  5. 5,0 5,1 vgl. Argyris, C.: Wissen in Aktion. Eine Fallstudie zur lernenden Organisation. Stuttgart: Klett-Cotta 1997; Nonaka, I.; Takeuchi, H.: Die Organisations des Wissens. Wie japanische Unternehmen eine brachliegende Ressource nutzbar machen. Frankfurt a. M. 2012
  6. vgl. Lasogga, F.; Ameln F. v.: Kooperation bei Großschadensereignissen. in: Gruppendynamik und Organisationsberatung, Juni 2010, Volume 10, Issue 2, S. 157-176